Hallo
zusammen, anbei meiner erster Bericht aus über 1‘300 M.ü.M.: Früh morgens habe
ich Delhi in Richtung Agra verlassen, der wohl touristischste Ort Indiens. Mit
einem 67 jährigen Rikscha-Fahrradfahrer fuhr ich (korrekt gesagt: „lief ich“
mehrheitlich neben ihm, da er nicht mehr mochte) in Richtung Taj Mahal. Seit 45
Jahre würde er bereits Touristen kutschieren und er schien beinahe mehr über
die Schweiz zu wissen als ich. Als wir ankamen machten die bayrischen Touristen
neben mir auch gleich ihr Kommentar: „Ouu schau, da de Dadsch Mahol! Dis is jo
schön!“. Das im 17ten Jahrhundert erstellte Gebäude ist wahrhaftig eine Augenweide
und etwas vom Faszinierendsten in diesem Land… Der anschliessende Marktbesuch
war dafür eher das Gegenteil. Auf einen Mensch konnte man wohl rund 100 Fliegen
zählen, weshalb ich auch bald einen Abflug machte und den Abend auf der
Terrasse mit Sunset-View Taj Mahal verbrachte.
Die Nacht im
Sleeper Zug (neben stinkender Toilette und schnarchendem Inder) war sehr
ermüdend und ich war froh, als ich Varanasi erreichte. Diese heilige Stadt,
welche zu einer der ältesten Städte dieser Welt gehört, ist tatsächlich
eigenartig. Hindus aus ganz Indien kommen hierher um sich im Ganges von den
Sünden zu waschen oder Abschied von den Toten zu nehmen. Man hat das Gefühl in
einer anderen Welt zu sein. Während die Menschen in den engen Gassen Chai Tee
trinken, tragen singende Hindus ihre toten Verwandten in Richtung Fluss um sie
dort zu waschen und anschliessend öffentlich zu verbrennen. Alte Leute
verbringen ihre letzten Jahre hier in der Nähe des Flusses und warten auf ihren
Tod. Trotzdem ist dieser Ort, wo der Tod - aber auch das Leben - so öffentlich
zelebriert wird kein trauriger oder entsetzlicher Ort. Er hat etwas sehr
magisches an sich. Die Menschen sind sehr freundlich und gut gelaunt. Kinder
lassen die zahlreichen Drachen steigen und die Bewohner verbringen die freie
Zeit badend/waschend/spielend an einem der zahlreichen Ghats (Flusstreppen), wo
sich wohl kein Europäer darin baden würde. Die Bootsfahrt als auch ein
Spaziergang entlang der Ghats ist im Normallfall sehr schön (sofern man in der
Ferne keine treibende Leiche mit hungrigem Hund darauf sieht). Als
Abschlussgeschenk der Indien Tour konnte ich dann noch meinen besten Lassi in
Indien geniessen, bevor ich dann zum zweiten Mal mit Magenkrämpfen zu kämpfen
hatte.
Um von
Varanasi nach Nepal zu kommen, mussten einige Hürden überwunden werden:
-Statt einem Personenzug kam ein Güterzug
-Als der korrekte Zug dann 1h später ankam, stand er auf dem falschen
Gleis
-Frühmorgens wollte man mich am falschen Bahnhof rauswerfen
-Der Bus nach
Katmandu fuhr 1h später, machte alle 10 min. Pause, der Motor musste mehrmals
mit Wasser gekühlt werden, der Reifen geprüft werden, der Fahrer ging 15 min
vor Ankunft ohne ein Wort zu sagen schlafen!!! und verirrte sich anschliessend
in der Stadt.
Schlussendlich
erreichte ich Nepals Hauptstadt nach 26h mehr oder weniger erfolgreich. Hier oben ist es Nachts deutlich kühler, als was ich mir die letzten warmen Wochen gewohnt war,
weshalb ich mir auch schon die erste kleine Erkältung eingefangen habe. Von
hier geht es zum trekken weiter Richtung Pokhara, worüber ich gerne das nächste
Mal berichte.
Viele Grüsse
aus den asiatischen Alpen, Julien
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